„Pithekoussai“

 

b

 

 

Eine Begegnung zweier Menschen, eine Musik, ein Raum...

 

A

 

Die ganze Nacht

hab ich geschlafen mit dir,

nahe dem Meer, auf der Insel.

Wild und lieblich warst du

im Wechsel von Lust und Schlaf,

im Wechsel von Feuer und Wasser.

 

Vielleicht vereinten sich

spät, sehr spät unsere Träume,

hoch droben oder tief drunten,

in der Höhe wie Zweige,

vom selben Wind bewegt,

in der Tiefe wie rote Wurzeln,

einander berührend.

 

Vielleicht trennte sich

dein Traum von dem meinen

und suchte mich

auf dem dunklen Meer

wie einstens,

als es dich noch nicht gab,

als ich, ohne dich zu gewahren,

dicht an dir vorüberfuhr,

und deine Augen suchten,

was ich nunmehr

wartend auf die Gaben

– Brot, Wein, Liebe und Zorn –

mit vollen Händen dir gebe,

denn du bist der Becher,

wartend auf die Gaben

meines Lebens.

 

Ich habe mit dir geschlafen

die ganze Nacht, während

die dunkle Erde sich drehte

mit Lebenden und mit Toten,

und beim Erwachen, jählings,

inmitten der Dunkelheit

umfasste mein Arm deine Hüfte.

Weder die Nacht noch der Traum

konnten uns beide trennen.

 

Ich hab mit dir geschlafen,

und beim Erwachen gab dein Mund,

eben dem Traum entkommen,

mir den Geschmack von Erde,

von Meereswasser, von Algen,

vom Grund deines eignen Lebens,

und ich erhielt einen Kuss,

benetzt von der Morgenröte,

als käme er mir vom Meer,

das uns hier umspült.

 

(Pablo Neruda, Die Nacht auf der Insel)

 

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Pithekoussai – Πιθηκοῦσσαι, aus dem griechischen "Land der Affen": Es ist der Name, mit dem die Griechen ihre Kolonie auf der Insel Ischia in Italien nannten. Von hier aus beginnt die Reise durch die Musik, die Stimme und die Gesten der Heimat, Italien, der beiden Tänzer Alice Cerrato und Antonio Rusciano. Eine Insel, die das Geheimnis eines magischen Landes birgt und im Laufe der Jahrhunderte viele Künstler inspiriert hat. Denn die beiden Tänzer, die seit vielen Jahren in Deutschland leben, entdecken durch Pithekoussai die Wurzeln eines warmen und grünen Landes neu und erzählen von einer Versöhnung mit ihrer Heimat.

 

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Inszenierung und Tanz: Alice Cerrato und Antonio Rusciano

Dauer: ca. 30 Minuten

 

Mit freundlicher Unterstützung vom Charivari Theater, Münster

 

 

 

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Video

 

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